Ich weiss nicht wie Sie, werte Lesende, auf die Jubelmeldung der US-Raumfahrtbehörde NASA reagiert haben, als diese kürzlich stolz verkündete, sie hätten mit der Sonde «DART» den kleinen Asteroiden «Dimorphos» beschossen und diesen dadurch um zehn Minuten aus seiner angestammten Umlaufbahn geworfen. Ich, für meine Seite, habe erst mal nicht darauf reagiert. 

Dann aber erwachte ich mitten in der Nacht, schweissgebadet und voller Mitleid mit «Dimorphos». Nicht nur, dass mich sein Name irgendwie an die Arbeiten des Churer Künstlers HR Giger selig erinnert, nein, ich habe ganz grundsätzlich nichts gegen Asteroiden, weder persönlich noch emotional. Und Angst vor «Dimorphos» oder seinen Weggefährten, diesen dunklen Kolossen des Alls, habe ich eigentlich auch nicht. Dafür reichen mir die 40-Tonner, die regelmässig und mit gehörig Tempo durchs Dorf fahren völlig.

 Wohin aber, fragte ich mich in jener Nacht voller Sorge, führt die nun veränderte Laufbahn meinen kleinen «Dimorphos» dereinst? Sie sehen, er ist mir schon ans Herz gewachsen, dieser astronomische Kleinkörper auf seiner keplerschen Umlaufbahn, wie seinesgleichen in der Fachsprache genannt wird. Vielleicht, überlege ich, steuert mein aus der Bahn geworfener «Dimorphos» in drei oder vier Millionen Jahren ja auf Kollisionskurs direkt zur Erde? Ich werde es nie erfahren.

Weshalb aber gibt die NASA über 300 Millionen US-Dollar für diese Übung aus und weshalb jubeln sie über zusätzlichen Weltallschrott? Niemand soll mir sagen, die Überreste von «DART» fänden über elf Millionen Kilometer Distanz zur Erde zurück. Ich glaubs nicht. Ich weiss nur, dass die aktuell ernsthafteste Bedrohung für die Welt nicht aus dem All kommt, sondern blaue Augen hat, oft ebensolche Anzüge und Krawatten trägt und im Kreml alle zehn Minuten eine Runde um seinen Schreibtisch dreht.

Autor und Foto: Jon Duschletta