Immer Anfang des Jahres werde ich hibbelig. Ich kann es kaum erwarten, bis das neue Bundesratsfoto veröffentlicht wird. Zuversicht, Verbundenheit und Weitsicht will uns das diesjährige Bild vermitteln. Frohgemut schreiten die Mitglieder der Landesregierung und der Bundeskanzler vor einem Bergpanorama in Richtung der Fotografin. 
Mein Blick fällt aber nicht auf die acht Personen, sondern auf das Panorama, welches Gipfel aus den verschiedenen Regionen zeigen soll. Dominant das Matterhorn – klar Viola Amherd ist Bundespräsidentin. Eiger, Mönch und Jungfrau vermag ich auf dem Panorama auch noch zu erkennen. Aber sonst? Und vor allem: Welcher Piz aus Graubünden ziert das Bild? Bernina, Palü? Fehlanzeige! Piz S-chalambert aus dem Unterengadin. 
Wie um Himmelswillen kommt Bundesbern auf diese Idee? Eine Aufeinanderschichtung von Geröll, unten bewaldet, oben nackt, 3000 Meter hoch, kaum begangen und nahe der italienischen Grenze repräsentiert den Kanton mit den meisten Gipfeln der Schweiz? Okay, 2018 wurden Dinospuren entdeckt. Ein Sensationsfund. Aber die Viecher haben vor über 200 Mio. Jahren gelebt. Was hat das mit dem Hier und Jetzt zu tun?
Und der Name. Den kann kein Flachländer aussprechen. Wenn Gärber Fridu und Röthlisberger Housi am Stammtisch im Löwen in Trub über das Bundesratsfoto 2024 sinnieren, verstehen sie nur Bahnhof. Es entspannt sich ein kurzer Dialog: Fridu: «Du Housi, hesch gseh, wie dä Bärg uf em Bundesratsfoto bi de Munggäpfüpf heisst? Camembert oder so ähnlech. Housi: «Ämu nid». Fridu: «Momou, das steit so i dr Zytig.» 
So ein Käse, kann man da nur sagen. Zuerst haben sie in Bern den Pult als Bundesrat nicht gewollt und jetzt müssen wir auch noch für ein Jahr mit diesem Berg auf dem Foto leben. 
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Autor: Reto Stifel
r.stifel@engadinerpost.ch