Die Quaggamuschel im Bodensee ist in der Schweiz das vielleicht bekannteste Beispiel für invasive, gebietsfremde Arten, sogenannte Neobiota in den Gewässern. 2016 erstmals nachgewiesen, hat sie sich seither massiv ausgebreitet, mit Auswirkungen auf das Ökosystem und die Wasserversorgung. Wie die Muschel in den See kam, ist unbekannt, eine Möglichkeit könnte die Verbreitung durch Boote oder Wassersportausrüstungen sein. 

Gemäss einer Information auf der Webseite des Bündner Kantonalen Amtes für Natur und Umwelt (ANU) gibt es schweizweit mindestens 800 gebietsfremde Arten; von diesem gelten 107 als invasiv, 58 davon kommen in Graubünden vor. Invasiv bedeutet, dass sich diese Pflanzen und Tiere rasch ausbreiten und oft Schäden verursachen.

Neophyten, also invasive Pflanzen, sind im Oberengadin längst bekannt. Wie aber sieht es mit invasiven Tieren aus? Bekannt ist, dass mittels DNA-Studie aus diesem Jahr Fragmente einer nicht heimischen Qualle im St. Moritzersee nachgewiesen werden konnten. «Somit ist es möglich, dass die Oberengadiner Talseen bereits betroffen sind. Besonders durch den Wassersport könnten nämlich Neobiota eingeschleppt werden, die sich dann in den Seen ausbreiten », sagt Laetitia Wilkins, Leiterin Fischerei beim Kanton. Man arbeite eng mit der Fachstelle Neobiota zusammen. Merkblätter über die Gefahr und wie man die Ausbreitung von Neobiota verhindern könne, würden vor Ort verteilt, wie beispielsweise aktiv von der Gemeinde St. Moritz. «Es wäre toll, wenn wir auch die Gemeinden Sils und Silvaplana mit ins Boot holen könnten», sagt Wilkins. Ideal wäre, wenn die Gemeinden Putzstationen aufstellen würden, in welchen Geräte vor dem Gebrauch im Wasser gereinigt werden könnten. Allerdings sei die Finanzie­rung noch nicht gelöst.

So oder so rät der Kanton, Ausrüs­tungen wie Boote, Wassersportgeräte oder Fischereigeräte vor jedem Gewässerwechsel genau zu kontrollieren, gut zu reinigen und die Ausrüstung vor der nächsten Nutzung vollständig trocknen zu lassen. 

Denn Neobiota würden sich an Schwimmkörpern wie Booten, Surf- oder Stand-up-Brettern anhaften. Mit blossem Auge seien Lebewesen wie beispielsweise Muschellarven kaum sichtbar. Sie könnten aber Krankheiten einschleppen, mit negativen Folgen für das Ökosystem. 

Dass die Bündner Fischerinnen und Fischer immer weniger Fische fangen, ist nicht auf die Neobiota zurückzufüh­ren. Diese sind mannigfaltig und müssen von Gewässer zu Gewässer differenziert betrachtet werden, sagt Laetitia Wilkins im Interview in der Ausgabe vom 18. Mai.

Weiterführende Informationen zu Neobiota gibt es unter www.anu.gr.ch/neobiota

Autor: Reto Stifel
Foto: Jon Duschletta