David Bittner, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischereiverbandes (SFV), will im Interview mit der EP/PL die aktuelle Situation gar nicht erst schönreden: «Unseren Fischen geht es schlecht», sagt er und verweist darauf, dass drei von vier einheimischen Fischarten auf der Roten Liste stehen, also vom Aussterben bedroht sind. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Die Nutzung der Wasserkraft beeinträch­tigt die Gewässer ebenso wie Prädatoren, Graureiher oder Kormorane, die die Fischbestände dezimieren. Stoffeinträge aus der Landwirtschaft oder aus Siedlungsgebieten belasten die Gewässer und das gesamte ökologische System. Hinzu kommt der Klimawandel mit Hitzesommern wie 2022, der für ein massives Fischsterben gesorgt hat.

«Fischer sind Stimme der Fische»
Wenn heute im Engadin die Fischereisaison beginnt, sehen sich Fischerin­nen und Fischer – vor allem aber die Fische selbst – mit vielen Problemen konfrontiert. Die Frage, warum es in diesen Zeiten überhaupt noch Fischer braucht, die die Bestände weiter reduzieren, beantwortet David Bittner ohne zu zögern: «Weil sie die wichtigsten Augen und Ohren der Gewässer und die Stimme der Fische sind. Sie setzen sich nicht nur für ihr Hobby, die Fischerei ein, sondern auch dafür, dass es den Gewässern und den Fischen nicht noch schlechter geht.»

Eines der Herzensprojekte des Fischereiverbandes heisst «Fischer schaffen Lebensraum». Vereine mit ihren Mitgliedern werten mit einfachen Massnahmen Gewässerabschnitte ökologisch auf, indem sie beispielsweise Wurzelstöcke einbauen oder Ufer bepflanzen, damit Fische einen Unterschlupf finden oder sich vor der Sommerhitze schützen können.

Weiter rückläufige Zahlen
Noch sind die Zahlen der Fischfangstatistik 2024 des kantonalen Amtes für Jagd und Fischerei nicht veröffentlicht. Doch an der Delegiertenversammlung des kantonalen Fischereiverbandes vor Monatsfrist in Zernez wurde gesagt, dass der Trend weiterhin nur eine Richtung kennt: abwärts. Dass die Fischerei in den letzten Jahren an Attraktivität eingebüsst hat, bekommen auch die Vereine zu spüren. 

Der Kantonale Fischereiverband Graubünden zählte zu seinen besten Zeiten weit über 3000 Mitglieder – heute sind es keine 2000 mehr. Das Interview mit David Bittner gibt es in der EP/PL vom 1. Mai zu lesen.

Autor: Reto Stifel
Foto: Daniel Zaugg