Seit seiner Gründung im Jahr 775 hat das Kloster St. Johann trotz einer wechselvollen Geschichte immer seine Lebendigkeit bewahren können. Im Jahr 1983 wurde die gesamte Klosteranlage als Unesco-Welterbe anerkannt. Die Klosteranlage in Müstair ist damit das einzige Baudenkmal mit diesem Status im gesamten Kanton Graubünden. Architektur und Ausstattung aus 1250 Jahren Geschichte machen es zu einem einzigartigen Zeugnis klösterlicher Baukunst. 

Das Kloster ist aber weit mehr als ein bedeutendes historisches Denkmal: Noch immer lebt eine Gemeinschaft von acht Benediktinerinnen vor Ort und pflegt die seit Jahrhunderten praktizierten Traditionen. 

Das Jubiläumsjahr wird mit zahlreichen, besonderen Veranstaltungen begangen, die die lange Tradition und die aktuelle Bedeutung dieser einzigartigen Kulturstätte hervorheben und neue Zugänge ermöglichen.

Von Karl dem Grossen bis heute
Der Legende nach soll Karl der Grosse das Kloster St. Johann auf seiner Rückreise von der Krönung zum König der Langobarden gegründet haben. Ein plötzlicher Schneesturm am Umbrail­pass soll ihn zur Errichtung des Klosters bewogen haben. Die dendrochrono­lo­gische Untersuchung der Hölzer im Kirchenbau bestätigt die Legende. Die Hölzer für den Kirchenbau wurden demnach im Jahr 775 geschlagen. Um 800 wurde die Kirche mit einem Wandmalereizyklus mit über 100 Bildfeldern ausgestattet. Er zählt zu den bedeu­tendsten seiner Art in Europa. Seltene Objektgruppen, wie der umfangreiche Bestand an karolingischem Flachglas oder über 600 frühmittelalterliche Marmorziersteine zeugen von der bedeutenden Stellung des Klosters zur Zeit seiner Gründung. Damals war es von Mönchen besiedelt. 

Eine erneute Blüte erlebt das Kloster um 1200. Zu dieser Zeit wechselte der Konvent von einer Männer- zu einer Frauengemeinschaft. Diese versah Teile der Kirche erneut mit Wandmalereien. Aus der Zeit der Romanik stammt dann auch das wohl bekannteste Bild von Müstair: Die auf dem Kopf tanzende Salome. Anlässlich des Jubiläumsjahrs ist sie nach jahrelanger Restaurierungsarbeit nun erstmals wieder regelmässig in Führungen zu sehen.

Jubiläum mit vielen Höhepunkten
Das Jubiläum des Klosters wird mit verschiedenen Veranstaltungen über das gesamte Jahr gefeiert. Dabei steht nicht nur die beeindruckende Geschichte des Bauwerks im Fokus, sondern auch seine anhaltende Lebendigkeit. Gäste wie Einheimische sind eingeladen. Altbekanntes wiederzuentdecken und neue Erfahrungen zu machen. Neben einem erweiterten Angebot an Vermittlungsformaten und Fachvorträgen zu prägenden Epochen wird auch eine neue Ausstellung eröffnet, die das ausser­gewöhnliche zeichnerische Werk der Klosterfrau und Künstlerin Pia Willi erstmals öffentlich in einer umfassen­den Retrospektive zeigt. 

Unter dem Titel «Unser Welterbe» erhalten Einheimische am Muttertag, dem 11. Mai, und zum Auftakt der Feierlichkeiten freien Eintritt ins Klostermuseum. Im Museum können sie drei neue Ausstellungen entdecken oder als Familie mit dem Klosterparcours für Kids auf einen spielerischen Rundgang gehen.

Einblick in die Restaurierung
Erstmalig wird ab Juli die berühmteste Wandmalerei von Müstair, die tanzende Salome, wieder regelmässig zu besichtigen sein. Nach sieben Jahren Restaurierung ist dieser Teil der Mittelapsis abgeschlossen und kann jeden Dienstag im Rahmen einer Führung auf dem Gerüst bestaunt werden. Die Führung ermöglicht aber nicht nur einen Einblick in die Arbeit der Restaurierungen, sondern darüber hinaus in einer Kombination auch Zugang in den Kulturgüterschutzraum, in dem über 25 000 archäologische Fundstücke aus 40 Jahren Ausgrabungen lagern.

Pia Willi: Kunst und Kloster
Einen besonderen Höhepunkt des Jubiläumsjahres markiert die Eröffnung einer Ausstellung im Museum zum Lebenswerk der Klosterfrau und Künstlerin Pia Willi. Pia Willi ist mit 93 Jahren die älteste Benediktinerin von Müstair. Von 1986 bis 2013 stand sie dem Konvent als Priorin vor und lenkte mit diplomatischem Feingefühl und einer umsichtigen Personalpolitik die Geschicke des Klosters. Was weniger bekannt ist: Vor ihrem Eintritt ins Kloster Müstair im Jahr 1958 absolvierte sie eine klassische Kunstausbildung und besuchte die Kunstgewerbeschule in Zürich sowie die Kunstakademie André Lhote in Paris. Im Kloster entwickelte sie zahlreiche Entwürfe für Trachtenstickereien und Zeichnungen für Karten mit Motiven aus dem Klosterleben, die schnell zu ihrem Markenzeichen wurden. Begleitend zur Ausstellung werden Führungen, ein Zeichenkurs und ein Stickwettbewerb mit einem Preis der Tessanda Handweberei Santa Maria angeboten. Die öffentliche Vernissage findet am Donnerstag, 26. Juni, um 15.30 Uhr statt. 
Medienmitteilung Kloster St. Johann, Müstair

Weiterführende Informationen unter: www.muestair.ch