Neben seinen hervorragenden Eigenschaften als Heilpflanze ist sie auch ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel. Es gibt wenige Pflanzen, die man auf so mannigfaltige Art und Weise brauchen kann. Schon bald nach der Schneeschmelze zeigen sich die Rosetten des Löwenzahns mit den typischen, tief eingeschnittenen Blättern. Die Blütenknospe ist noch nicht entwickelt. Dies ist der ideale Zeitpunkt, die Rosetten zu sammeln, um daraus einen kräftigen Frühlingssalat zu bereiten. Die kleinen Rosetten werden unterhalb der Rosette mit einem scharfen Messer herausgeschnitten und in einem Korb oder in einer Stofftasche gelegt. Zu Hause müssen diese Rosetten gewaschen und geputzt werden. Für einen Abendsalat für vier Personen muss man mit einer Menge von 120 bis 150 Gramm rechnen. Wie beim Nüssler Salat wird häufig noch ein hart gesottenes Ei, fein in Würfel geschnitten, beigegeben. Wer gerne «Neues» versuchen möchte, mischt den Löwenzahnblätter mit ein paar Bärlauchblättern oder Spinatblättern. Auch junge Brennesselblätter und frische, junge Schlüsselblumenblätter eignen sich gut dazu. 

Junge Blätter sind an der Stielbasis oft etwas weisslich, und diese jungen Blätter kann man für verschiedene Speisen verwenden. Es gibt auch unzählige Rezepte, die man in den verschiedene Internetseiten findet. Beleibt sind Löwenzahnsuppen, denen man nach Belieben andere, junge Frühlingspflanzen beifügen kann wie zum Beispielfrischer Walsauerklee, junge Blättchen von Schlüsselblumen, jungen Gartenspinat und die frischen, kleinen Blättchen des Guten Heinrich. 

Bevor die Blüten da sind, entdecken wir die noch geschlossenen Knospen. Diese kann man einlegen und wie Kapern verwenden. Dazu brauchen wir Essig, zum Beispiel Apfelessig, Salz und Wasser. Man kann noch eine Knoblauchzehe, Pfefferkörner und ein Lorbeerblatt dazugeben, oder auch Senfkörner. Es gibt verschiedene Methoden, je nach Kochbuch oder auf den verschiedenen Internetseiten. 

Der Löwenzahn, ein Korbblütler, erfreut uns mit seinen leuchtend gelben Blüten, die wir zu Löwenzahnhonig verarbeiten können. Dazu werden nur die gelben Blütenköpfe verwendet, die wir mit einer Schere vom Stiel trennen, möglichst nahe der Blüte. Man kann auch die Kelchblätter entfernen, um eine etwas süssere Konfitüre zu erhalten. Eingekocht, mit Wasser und Zucker sowie etwas Zitronensaft ergibt sich eine honigartige Konfitüre von ganz speziellem Geschmack. Sie ist gesund und preiswert. Wer gerne experimentiert, kann auch in kleinere Stücke geschnittene Zitronen oder Orangen beifügen. Auch hier finden wir grossartige Rezepte auf verschiedenen Internetseiten. 

Löwenzahn hat besonders interessante Wirkstoffe wie Gerbstoff, Inulin, Cholin, Vitamine, Cholin und Bitterstoffe. Im weissen Saft der Pflanze finden wir ein Gemisch aus Eiweissen, Harz und dem Wirkstoff Taraxazin sowie den Bitterstoff Taraxin. Die Hauptwirkung des Löwenzahn ist seine reinigende Kraft auf Leber, Galle und Verdauungswege. 
Autor: Jürg Baeder

Wichtiger Hinweis: Die in der Serie Engadiner Kräuterecke beschriebenen essbaren Wildpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern zu finden. Jürg Baeder ist eidg. dipl. Drogist. Der Autor weist grundsätzlich auch auf die Eigenverantwortung hin. Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch in den entsprechenden Dossiers zu finden.