Mit ihren Hunderten von Blüten ist sie eine prunkvolle Sommerpflanze. Oft wird der Mädesüss im Volksmund als Johanniswedel, Rüsterstaude, Sumpfspieren, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Geissbart oder Krampfkraut bezeichnet. Der honigartige Duft und Geschmack haben dieser Pflanze den Namen gegeben. Mädesüss, abgeleitet von Met-Süsse, also der Süsse von Met, dem sogenannten Honigwein. Man weiss aber auch, dass die Blüten gebraucht wurden, um den Wein zu verbessern beziehungsweise zu versüssen. Andere Quellen erwähnen die Mahdsüsse, denn nach dem Abmähen verbreitet sich der wunderbare Honigduft über die gemähten Wiesen. «Mede» ist auch ein alter Begriff für Grasland, wo der Mädesüss auch tatsächlich wächst
Die Pflanze wird 50 bis 150 Zentimeter hoch. Sie hat einen hellgrünen bis rötlich überlaufenen Stängel. Die Laubblätter sind unterbrochen gefiedert, was bedeutet, dass grössere Fiederblättchen sich oft mit kleineren an der Blattspindel abwechseln. Die Fiederblättchen haben eine sehr ausgeprägte fiederige Nervatur und sind oft oben etwas rot überlaufen. Die weissen Blüten sind in zusammengesetzten lockeren Trugdolden angeordnet. Die einzelnen Blüten haben fünf Kelch- und fünf Kronblätter und viele Staubgefässe.
Leicht sumpfige Weiden und Wiesen, sumpfige Waldränder und halbschattige Orte sind seine Heimat. Die Blätter werden gerne zu Salaten oder Gemüsegerichten verarbeitet. Als Kochgemüse können die Wurzeln in kleinen Mengen verwendet werden. Meistens werden jedoch die Blüten verwendet. Besonders beliebt ist der Kräuterwein, für die Kinder der Mädesüss-Sirup. Beliebt sind auch Cremespeisen, Sorbet oder Glacé, das man mit Mädesüss-Sirup herstellt. Interessant ist das Mädesüss-Ö: Die Blüten auslegen und antrocknen lassen. Dann geben wir zwei bis drei Handvoll Blüten in ein Glas von 750 Milliliter und giessen das Öl darüber (Distelöl, Sonnenblumenöl oder Olivenöl) Das ganze geben wir in ein Wasserbad von ca. 50° C und lassen es ca. 90 Minuten so stehen. Danach rund eine Woche im verschlossenen Glas stehen lassen. Nun das Öl abfiltrieren. Das Öl hat einen süsslich würzigen Geschmack aus den Blüten angenommen. Vielseitig verwendbar oder als Salatöl.
Bekannt und wirkungsvoll werden die Blüten als Tee verwendet, allein oder mit anderen Blüten oder Kräuter zusammen. Für die Zubereitung verwendet man einen Teelöffel voll Blüten auf 150 Milliliter Wasser. In der Regel trinkt man zwei Tassen pro Tag (lauwarm). Man kann den Mädesüss sehr gut mit weissen Holderblüten und Lindenblüten mischen. Das ergibt einen guten Tee für den Winter, wenn Erkältungen und Grippe mit Fieber und Schmerzen plagen. Kräuterpfarrer empfahl gerne, die Blüten in Rotwein zu köcheln – eine alte und beliebte Methode, die heute selten angewendet wird.
Wichtiger Hinweis: Sollten Sie gegen Salicylate (z.B. Aspirin) allergisch sein, dürfen Sie diese Pflanze nicht verwenden. Vorsicht ist auch für Schwangere und Stillende geboten. Grössere Mengen können Kopfschmerzen verursachen.
Autor: Jürg Baeder
Wichtiger Hinweis: Die in der Serie «Engadiner Kräuterecke» beschriebenen essbaren Wildpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern zu finden. Jürg Baeder ist eidg. dipl. Drogist. Der Autor weist grundsätzlich auch auf die Eigenverantwortung hin. Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch auf www.engadinerpost.ch in den entsprechenden Dossiers zu finden.
Wichtiger Hinweis: Die in der Serie «Engadiner Kräuterecke» beschriebenen essbaren Wildpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern zu finden. Jürg Baeder ist eidg. dipl. Drogist. Der Autor weist grundsätzlich auch auf die Eigenverantwortung hin. Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch auf www.engadinerpost.ch in den entsprechenden Dossiers zu finden.
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