Pünktlich zum Auftakt des fünftägigen Turniers ist die Engadiner Sonne endlich zurück. Die Freunde von Duri Casty, die ihren Pferdeanhänger für die Zeit des Concours Hippique Zuoz auf seinem Hof am Rande von Zuoz abgestellt haben, sitzen auf Campingstühlen und trinken Apéro. «Wir verbinden den Concours immer mit Ferien, denn hier ist es einfach schön», meint einer der Freunde. Auf die Frage, was denn das Besondere am Turnier in Zuoz sei, meint ein anderer Freund: «Duri natürlich.» Alle nicken zustimmend.

Duri Casty ist Mitbegründer des Turniers und heute als Ehrenpräsident des Kavallerie- und Reitvereins Engiadina, Zuoz, dabei. 350 Pferde sind in diesen Tagen in und um Zuoz untergebracht. Hinzu kommen die Reiterinnen und Reiter sowie ihre Familien. «Es ist wie ein grosses Familientreffen», sagt Duri Casty.

Ein Turnier unter Freunden
Angefangen hatte alles mit der Idee eines 25-jährigen, pferdebegeisterten Zuo­zingers. «Schon damals nahm ich an Turnieren in der ganzen Schweiz teil», erzählt Duri Casty. Beim Militär sei er Kavallerie-Korporal gewesen. Die berittenen Soldaten nannte man Dragoner. «Dragoner reiten die Pferde, im Gegensatz zum Train, bei dem Pferde die Wagen ziehen», erklärt er. 1972 wurden die letzten 18 Dragoner-Schwa­dronen der Schweiz aufgelöst und damit die letzte echte Kavallerie Europas.

Der Concours in Zuoz wurde ursprünglich als Event der Engadiner Dragoner gegründet. Klar, dass in den Anfängen noch in Uniform geritten wurde. «Damals waren vielleicht 20 Pferde am Start, wir hatten weder Geld noch Material und mussten improvisieren», erinnert sich der inzwischen 80-Jährige. Mit «wir» meint Duri Casty sich selbst und weitere befreundete Dragoner.

Eine Erfolgsgeschichte
Der Springreitevent sorgte von Anfang an für Interesse in der Bevölkerung. «Das war natürlich ein Spektakel, wir hatten immer Zuschauer, sogar vom Unterengadin kamen sie hoch», erzählt der Gründervater des Concours Hippique Zuoz. Der Platz befand sich damals noch dort, wo heute die Umfahrungsstrasse verläuft. Erst später wurde das Concours-Areal weiter zum Waldrand hin versetzt und es wurde eine Halle errichtet. Vor wenigen Jahren wurde ein Sandplatz für die Austragung von der Gemeinde Zuoz realisiert.

Der Anlass wurde rasch immer grösser. Anfangs fand der Concours noch an einem Nachmittag statt, seit diesem Jahr ist es ein fünftägiges Turnier. «Durch meine Teilnahme an Turnieren lernte ich viele Leute kennen, die dann auch nach Zuoz kamen», so Duri Casty. 

40 Jahre am Turnier teilgenommen
Duri Casty hat den Landwirtschaftsbe­trieb seines Onkels zunächst weiter­ge­führt und später den Stall am Dorfrand gebaut. 600 Schafe, 500 Hühner und ein paar Schweine leben hier, und es gibt eine Pension für Rennpferde. 2007 hat Sohn Andri übernommen, er betreibt auch eine Biogasanlage. Duri Casty ist täglich bei den Pferden und Hühnern anzutreffen.

Während 25 Jahren war Duri Casty Präsident des Kavallerie- und Reitvereins Engiadina, Zuoz, sowie OK-Präsi­dent. Heute ist Ladina Tarnuzzer die OK-Präsidentin und Andrea Hardegger ist Vereinspräsidentin. «Sie machen das sehr gut», lobt Duri Casty. Er hat selbst auch während 40 Jahren aktiv am Springreitturnier teilgenommen. «Ich habe alle Lizenzen im Reitsport, mit Ausnahme des Trott», erzählt er. Concours, Dressur, Military, Jockey und Skikjöring gehören zu seinem Repertoire. Beim Skikjöring hat er sage und schreibe 25 Mal gewonnen. «Die Kombination Reiter und Skilehrer war ein Vorteil», sagt er bescheiden dazu. 

In Erinnerungen schwelgen
Die Entwicklung des Concours Hippique Zuoz freut den Gründervater sehr. Vor allem auch, dass seine Heimatgemeinde Zuoz den grossen volkswirtschaftlichen und touristischen Wert des Anlasses erkannt hat und das Turnier jetzt als Hauptsponsorin unterstützt. Das Schönste am Concours in Zuoz ist laut Duri Casty die Gemein­schaft. Am Freitagabend sei stets ein grosses Fest mit Live-Musikgruppe, welche viel Publikum anziehe. Auch die ehemaligen Dragoner kommen immer wieder gerne. «Wir schwelgen dann in Erinnerungen und singen unsere alten Kavallerie-Lieder», schildert Duri Casty. 

Es gebe aus 55 Jahren Concours Hippique Zuoz auch unendlich viele Anekdoten zu erzählen, zum Beispiel jene, als ein Paraglider auf dem Festzelt gelandet war, oder als am Concours in Zuoz noch in der höchsten Kategorie (S) geritten wurde und die besten Schweizer Reiter daran teilnahmen. «Heute kommen diese nicht mehr, weil wir nicht so hohe Preissummen bezahlen können», erklärt der Engadiner.

Mit 80 Jahren täglich im Sattel
Duri Casty hatte schon immer eine Passion für Pferde und steckte damit auch seine Kinder an. Mit seinen Rennpfer­den hat er schon zahlreiche nationale Preise gewonnen, zuletzt im vergan­ge­nen Jahr beim Steeplechase. Sein Vater lernte übrigens erst mit 50 Jahren zu reiten. «Bis er 98 Jahre alt war, ritt er täglich», erzählt Duri Casty. Und auch er ist mit seinen 80 Jahren noch täglich im Sattel. 

Jetzt freut er sich sehr auf den 55. Concours Hippique Zuoz, auf spannende Prüfungen, schöne Begeg­nun­gen und das gemütliche Beisammen­sein.

Das Programm des Concours Hippique Zuoz ist auf www.zuoz-concours.ch abrufbar