Die Ortsplanung ist mehr als Pläne und Paragrafen – sie ist das grosse Ganze. Sie zeigt, welche Entwicklungsmöglichkeiten eine Gemeinde künftig hat, wo sich Chancen eröffnen und wo baulich Grenzen gesetzt werden. Was realisiert wird, entscheidet sich später in einzelnen Projekten. Die Diskussion über die Ortsplanungsrevision ist daher nicht über Details zu führen, sondern über die Frage, mit welchem Instrumentarium Celerina in die Zukunft geht. Verschiedene Argumente stützen diese These.

Erstens: Fast alle sind von der Ortsplanung betroffen. Ob Wohn- oder Arbeitsräume, Verkehr, Tourismus oder Landschaftsschutz – die Revision betrifft jede und jeden. Gerade weil viele Partikularinteressen berührt sind, braucht es den Blick aufs Ganze. Wer einzig die eigenen Nachteile als Entscheidgrundlage für die Abstimmung heranzieht, riskiert, dass die komplexe Vorlage scheitert. Eine Neuauflage müsste zwar nicht bei null starten, aber Projekte, die startklar sind, würden erneut auf unbestimmte Zeit blockiert.

Zweitens: Die Ortsplanung schafft Voraussetzungen – nicht mehr und nicht weniger. Sie legt Bauzonen fest, definiert Freiräume, mobilisiert Reserven. Ob ein Hotel gebaut oder ein Quartier überbaut wird, entscheidet sich später. Jetzt geht es darum, die planerische Basis zu haben, damit Projekte geprüft und umgesetzt werden können.

Drittens: Der Spielraum ist durch Bund und Kanton klar begrenzt. Das Raumplanungsgesetz verlangt Siedlungsentwicklung nach innen, Bauzonen nur für 15 Jahre, Reduktion überdimensionierter Flächen und Ausgleich von Planungsgewinnen. Diese Vorgaben sind verbindlich. Ein Nein zu dieser Ortsplanung heisst, dass die jahrelangen Planungsarbeiten nicht zu einem Abschluss kommen, sondern wieder aufgenommen werden müssen. Denn die Totalrevision der bald 40-jährigen Planung ist kein «Nice to have», sondern ein «Must have».

Mit der Revision, die jetzt zur Abstimmung kommt, erhält Celerina eine Ortsplanung, die Freiräume schützt und Entwicklung ermöglicht. Noch einmal: Die Ortsplanung ist kein Bauprogramm, sondern der Rahmen, in dem künftige Generationen ihre Gemeinde weiterentwickeln können. Ein Ja bedeutet Handlungsfähigkeit und Gestaltungskraft – und legt die Basis, dass Celerina auch morgen ein lebendiges Dorf mit Zukunft bleibt.

r.stifel@engadinerpost.ch