Reto Stifel
Ich weiss nicht, wie Sie es haben mit Verkehrsschildern. Ich zumindest habe den Eindruck, dass ich diesen weniger Beachtung schenke, seit mich mein Bordsystem im Auto davor warnt, mit zu hohem Tempo unterwegs zu sein, Fussgänger zu überfahren oder in einem Überholverbot zu überholen.
Mehr Zeit, mich dem Schilderdschungel zu widmen, habe ich auf dem Fahrrad. So steht beispielsweise seit Kurzem auf dem Fussgänger- und Veloweg neben der Kantonsstrasse in der Charnadüra eine Fahrverbotstafel für Autos, Motorräder und Mofas – plus ein allgemeines Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sowie der Hinweis, dass Elektromotorfahrräder, land- und forstwirtschaftliche Fahrten sowie Kommunalfahrzeuge gestattet sind. Etwas viele Informationen auf einmal für die beschränkte Aufnahmekapazität meines Hirns.
Obwohl ich diesen Weg fast jeden Tag fahre, ist mir dort noch nie ein PW oder ein Motorrad begegnet – geschweige denn ein Lastwagen. Wie auch, auf dem schmalen Natursträsschen?
Vor allem aber: Das Schild steht nicht am Anfang des Weges, sondern erst nach rund einem Drittel der Strecke hinauf nach St. Moritz. Wie um Gottes willen soll dort die vom Navi fehlgeleitete holländische Familie de Vries mit ihrem Wohnwagen wenden? Oder Lorenzo Rossi aus Milano rückwärts fahren? No chance.
Immerhin warnt ein Schild zu Beginn des Weges – dort also, wo die Familie de Vries oder Lorenzo Rossi ihre Fehlleitung noch korrigieren könnten – vor Steinschlag. Nur Steinschlag wohlgemerkt. Denn in Kalifornien gibt es Schilder, die vor herabfallenden Kühen warnen, in England solche, die auf herunterrollende Käselaibe hinweisen, und im südlichen Australien können gleichzeitig Wombats, Kängurus und Kamele die Strasse überqueren.
Zumindest das wird mir in der Charnadüra nicht passieren – dort verirren sich höchstens einmal die Familie de Vries und Lorenzo Rossi. Hoffentlich nicht. Trotz des gspässig platzierten Verkehrsschilds.
r.stifel@engadinerpost.ch




Dankeschön