Karin Rötheli und Jan Bill stammen aus den Kantonen Bern und Solothurn. Auch sie haben der EP im Rahmen der Schwerpunktwoche erzählt, wie sie ihren Weg ins Engadin fanden: über den Sport. Jan verbrachte eine Auszeit als Langlauflehrer in St. Moritz, während Karin zu dieser Zeit in der Lenzerheide lebte. «Wir wollten an einem Ort leben, wo andere Ferien machen – und gleichzeitig die Chance haben, Teil dieser Region zu werden», sagen sie. In Samedan wurden sie freundlich aufgenommen. Die zentrale Lage, die Einkaufsmöglichkeiten und vor allem die gute ÖV-Anbindung über die RhB, das seien für sie als Familie entscheidende Faktoren. «Da wir weiterhin viele Freunde und Familie im Unterland haben, ist die Zugverbindung für uns zentral.» Über die Arbeit und den Sport fanden sie schnell Kontakt zu Einheimischen. Besonders leicht sei der Austausch mit Menschen gewesen, die ebenfalls neu ins Tal gezogen sind. «Vielleicht verbindet uns die gemeinsame Freude an der Natur.»
Nachbarschaft, Kita, Alltägliches
Das Leben im Quartier beschreiben beide als unkompliziert und herzlich. «Man kennt sich, grüsst sich, diskutiert über Eishockey, lernt Neues über die Jagd und hilft sich aus.» Auch die Kita Chüralla sei für sie zu einem wichtigen Ort geworden: ein Treffpunkt, an dem man andere Eltern trifft und Beziehungen wachsen. Zur Geburt ihres Sohnes Gino erhielt die Familie von der Gemeinde ein romanischsprachiges Bilderbuch. «Uns ist wichtig, dass unser Kind die romanische Sprache kennenlernt und ein Gefühl für die lokale Kultur entwickelt.» Dass das Engadin dazu die passenden Rahmenbedingungen bietet, merken sie im Alltag immer wieder – etwa durch die Nähe zur Natur und die vielen Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen.
Wohnraum bleibt die grösste Sorge
Wie viele im Tal ist auch die Familie von der angespannten Wohnsituation betroffen. «Wir haben schon darüber gesprochen, dass wir wegziehen müssten, falls wir keine grössere und bezahlbare Wohnung finden», sagen beide offen. Die Aussicht, bald innerhalb von Samedan mehr Platz zu haben, sei daher eine grosse Erleichterung.
Trotz dieser Unsicherheit überwiegen für sie klar die Gründe zu bleiben: die Lebensqualität, die Ruhe, die Menschen – und das besondere Engadiner Lebensgefühl. «Wir fühlen uns hier zuhause und schätzen die kurzen Arbeitswege und die Nähe zur Natur sehr.»
Auf die Frage, wie sie die Gemeinde erleben, antworten beide ohne Zögern: «Samedan macht insgesamt einen guten Job. Man spürt, dass die Gemeinde engagiert ist, offen für Entwicklungen und bemüht, Familien und Unternehmen im Ort zu halten.» Gleichzeitig hoffen sie, dass die Gemeinden im ganzen Tal die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum weiterhin aktiv fördern. Samedan, sagen sie, sei letztlich ein Ort, der Gemeinschaft ermöglicht, ohne sie zu erzwingen – und die Menschen willkommen heisst, die bereit sind, sich einzubringen. «Gründe wegzugehen wären höchstens finanzieller oder organisatorischer Natur. Gründe zu bleiben gibt es ungleich mehr.»





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