Jessica Caderas stammt ursprünglich aus New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana. Von dort aus hat sie mit der EP im Rahmen der Schwerpunktwoche auch gesprochen, sie befindet sich nämlich gerade im Urlaub bei ihrer Familie. Jessica lebte zehn Jahre in New York City, bevor sie der Liebe wegen in die Schweiz zog. «Ich habe einen Schweizer geheiratet, der in St. Moritz arbeitet – so bin ich hier gelandet», erzählt sie. Das war vor sechs Jahren. Damals bedeutete der Umzug einen radikalen Schnitt: ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Kultur, ein anderes Leben. «Es war aufregend, aber auch überwältigend. Ich verliess die Grossstadt und meinen Beruf, ohne zu wissen, was mich hier erwartet.»
Den offiziellen Empfang der Gemeinde hat sie kaum in Erinnerung. «Ich glaube nicht, dass ich einen Willkommensbrief erhalten habe – es gab einfach sehr viele Formulare und Papiere in dieser Zeit», sagt sie mit einem Lächeln.
Von 24/7 zu «ja keine Hektik»
Der Wechsel von der Metropole New York City ins überschaubare St. Moritz war für sie zunächst ein Kulturschock. «Abgesehen davon, dass beide Orte international geprägt und teuer sind, ist fast alles anders.» Gerade diese Unterschiede hätten ihr aber geholfen, sich einzuleben. «Weil die beiden Orte so verschieden sind, habe ich aufgehört, sie miteinander zu vergleichen – und konnte das Besondere jedes Ortes besser schätzen lernen.»
Die Sprachbarriere erlebte sie als zweischneidig. «Einerseits sprechen hier sehr viele Menschen Englisch, was einiges erleichtert. Andererseits nimmt das den Druck, die lokale Sprache wirklich zu lernen – und das hilft langfristig nicht unbedingt.» Dennoch beschreibt sie die Menschen in St. Moritz als offen und freundlich. «Gerade im Vergleich zu New York sind die Begegnungen hier entspannter.»
Was sie aus den USA vermisst? «Freunde, Familie, das Essen – und das Gefühl, einfach zu wissen, wie Dinge funktionieren: Wie man jemanden begrüsst, wann man Trinkgeld gibt oder wie formell man in bestimmten Situationen sein sollte.»
Sicherheit, Natur, Lebensqualität
Mittlerweile lebt Jessica Caderas mit ihrem Mann und den gemeinsamen Zwillingen in einer grösseren Wohnung in St. Moritz, sie ist also bereits einmal innerhalb des Dorfes umgezogen. Sie fühlt sich angekommen. «Die Lebensqualität hier ist fantastisch. Es ist sicher, sauber, effizient und gesünder – das schätze ich sehr.» Besonders als Mutter von kleinen Kindern weiss sie die Sicherheit und Ruhe zu schätzen. «Es ist schwer, sich einen besseren Ort zum Aufwachsen von Kindern vorzustellen.»
Die hohen Lebenshaltungskosten beschäftigen sie trotzdem. «Wir hatten Glück, eine grosse und bezahlbare Wohnung zu finden. Aber das war eine Zeit lang eine echte Sorge.» Für junge Familien sei das Thema Wohnraum zentral. Trotz solcher Herausforderungen möchte sie bleiben. «Ich bin dankbar, hier leben zu dürfen. Die Natur, die Luft, die Ruhe – das ist unbezahlbar. Und auch wenn die USA viele schöne Orte hat, ist die Schönheit der Schweiz einfach besonders.»
In St. Moritz habe sie nicht nur ein Zuhause gefunden, sondern auch eine neue Perspektive. «Ich fühle mich sicher, glücklich und angekommen. Natürlich verfolge ich die Nachrichten aus den USA weiter, aber ich bin froh, etwas Abstand zu haben. Das Leben hier ist anders – langsamer vielleicht –, aber genau das ist es, was ich gesucht habe.»




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