Die Geschichte rund um die Vergabe der Freestyle-Weltmeisterschaften 2025 ist eine spezielle. Im Sommer 2018 haben die Oberengadiner Gemeinde grünes Licht gegeben für eine Kandidatur und 400 000 Franken an die Kandidaturkosten gesprochen. Im Frühjahr des letzten Jahres schien das Vorhaben zwar auf gutem Weg, doch die Zeit drängte: Bis am 1. Mai 2019 sollte das Dossier beim Internationalen Skiverband (FIS) eingereicht werden. Für die Engadiner Kandidatur ein unrealistisches Datum, war doch zu diesem Zeitpunkt die Finanzierung noch nicht gesichert. Allenfalls hätte die FIS einer Fristerstreckung zugestimmt. Doch Ende April reichte überraschend Russland eine Kandidaturdossier für die WM 2025 ein – der Grossanlass war für das Engadin plötzlich in weite Ferne gerückt. Dies umso mehr, als der nationale Dachverband Swiss Ski 2027 oder spätestens 2029 mit Crans Montana wieder eine Ski-WM austragen möchte. Zwar kandidiert der Walliser Skiort erstmals schon für die Austragung 2025 – doch ein Zuschlag wäre eine Überraschung. Garmisch Partenkirchen (De) und Saalbach (Aut) sind in der Favoritenrolle.

Unterstützung von Swiss Ski
Doch bereits Ende 2019 hat die Geschichte eine neue Wende genommen. Die FIS will nach den vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) verhängten Sanktionen im Falle des russischen Dopingskandals dem russischen Skiverband den Status als offizieller Kandidat für die Freestyle-WM absprechen. Darum wurde die Alpine Sports Events St. Moritz (Asese) kontaktiert mit der Frage, ob eine Engadiner Kandidatur für 2025 doch wieder realistisch wäre. Eine Anfrage, die auch Swiss Ski in die Karten spielt. Der Verband könnte die Freestyle WM 2025 ins eigene Land holen und sich nachher voll und ganz auf die Kandidatur von Crans Montana für die alpine WM konzentrieren. Darum hat Swiss Ski dem Engadin bereits im Dezember die volle Unterstützung zugesichert.
Allerdings drängt einmal mehr die Zeit. Ein Kandidatur-Dossier muss möglichst rasch eingereicht werden – bereits im Mai findet der FIS-Kongress statt. Nicht wie geplant in Thailand übrigens sondern aufgrund des Coronavirus als virtueller Kongress online.

Vier Millionen von der Region
Darum war das Thema anlässlich der Präsidentenkonferenz vom letzten Donnerstag traktandiert. Insgesamt sollen die zwölf Gemeinden der Region Maloja einen Beitrag von vier Millionen Franken an die Veranstaltungskosten beitragen. Ebenfalls je vier Millionen Franken werden von Bund und Kanton in Aussicht gestellt. 0,7 Millionen kommen von der Engadin St. Moritz Tourismus AG und 0,3 Millionen über Sponsorengelder. Das separate Budget für die Infrastrukturen wird von den Standortgemeinden St. Moritz, Silvaplana und Sils mit insgesamt 1,4 Millionen von den Bergbahnen mit zwei Millionen sowie vom Bund und Kanton mit je 1,3 Millionen getragen.

Signal aus der Region
Wie der Zuozer Gemeindepräsident Andrea Gilli sagte geht es nun um ein deutliches Signal der Region, dass diese vier Millionen Franken – immer vorbehalten der Genehmigung durch die Gemeindeversammlung – gesprochen werden. Verschiedene Gemeinden haben diese Zusage bereits früher erteilt, die anderen sollen dies noch bis Ende April machen. So dass bei der FIS fristgerecht ein Dossier eingereicht werden kann, in welchem die Finanzierung des Anlasses geregelt ist. Opposition gegen dieses Vorgehen gab es aus der Präsidentenkonferenz keine.
Die Chancen, dass das Engadin die Weltmeisterschaften – wohl am grünen Tisch – zugesprochen erhält, sind gemäss dem Projektverantwortlichen Daniel Schaltegger sehr gross. Am grünen Tisch darum, weil der russische Skiverband gegen den Entscheid der FIS beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne rekurriert hat.
Das Urteil ist noch ausstehend ob dieses bis zum FIS-Kongress vorliegen wird ist offen.

Autor: Reto Stifel

Foto: Fabian Gattlen/forthvisuals