Foto: Daniel Zaugg

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St. Moritz muss liefern

Der Scherbenhaufen ist perfekt. Kein CEO, eine «Lame Duck» als Verwaltungsrat und zerstrittene Aktionäre: Im Oberengadiner Tourismus bleibt zurzeit kein Stein auf dem anderen. Auch wegen St. Moritz. Und diese Gemeinde muss jetzt liefern. Ein Kommentar.

Was sich in den letzten Tagen und Wochen um die Engadin St. Moritz Tourismus AG abgespielt hat, ist ein Trauerspiel erster Güte. Und gefährdet die jahrelange Aufbauarbeit einer der grössten Schweizer Tourismusdestinationen. Anstatt sich auf einer sachlichen Ebene zu begegnen und Probleme mit dem Ziel anzugehen, gute Lösungen zu finden für eine Region, die auf Gedeih und Verderb auf ein florierendes Tourismusgeschäft angewiesen ist, wird Machtpolitik betrieben. Intrigieren, gegenseitiges Beschuldigen, Streuen von Indiskretionen, Absprechen von Kompetenzen. Die Liste kann beliebig verlängert werden. Leider.
Sicher: Auch der Verwaltungsrat der ESTM AG hat Fehler gemacht. Die Anstellung des CEO, der offenbar dem Jobprofil nicht zu genügen vermochte, steht in seiner Verantwortung. Das Defizit in der Jahresrechnung hätte man früher bemerken können. Und sonst? Was hat der Verwaltungsrat falsch gemacht? Wieso spricht St. Moritz dem Gremium die nötige Kompetenz ab und wirft ihm gar Partikularinteressen vor?
St. Moritz hat sich mit dem Vertrauensentzug und diesen Vorwürfen weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt muss der Gemeindevorstand mit seinem Präsidenten liefern. Konkret aufzeigen, warum denn die schwammig formulierte «Erneuerung der strategischen Führung eine grosse Chance für St. Moritz und das gesamte Oberengadin» sein soll. Beweisen, dass ein Plan besteht, welcher über eine Personalrochade im Verwaltungsrat hinausgeht und strategische Fragen aufgreift.
Das Aktionariat mit St. Moritz als weitaus grösstem Einzelaktionär trägt eine grosse Verantwortung. Sehr direkt gegenüber den Mitarbeitenden der Destination. Aber auch gegenüber jedem einzelnen Steuerzahler, welcher die Vermarktungsorganisation mitfinanziert. Eine eminent wichtige Organisation, die durch das Theater der letzten Tage, Wochen und Monate völlig unnötig geschwächt wird. Und das ist kein Vorteil auf dem umkämpften Tourismusmarkt.
reto.stifel@engadinerpost.ch

Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg


7 Kommentare

koch am 25.01.2020, 09:12

Statt miteinander ist gegeneinander angesagt. Nichts neues aus dem Engadin. Jeder sein eigenes Gärtchen und wehe dem anderen geht es besser.

Roger am 25.01.2020, 15:33

Ist genau so. Ich wollte in Zukunft in der. Moritz ein ruhigeres Leben führen,aber ich stellte fest,dass diese Engadiner ein sehr sturres Volk ist!

Edward Münch am 25.01.2020, 11:33

Der Rücktritt des VR ist schon seit langem nötig! Seit Danuser mit "Top of the world" hat ESTM kaum mehr etwas wirksames für den Tourismus getan. Ein kollektives Versagen stellen auch die "verschwundenen" 600 000.- dar. Hat denn nie jemand vernünftig die Rechnungen angeschaut bzw. Buchhaltung geführt? Es bleibt zu hoffen, dass endlich kompetente Tourismusfachleute gewählt werden (viele junge Uni-Absolventen in diesem Bereich gibt es ja), welche frischen Wind und Reformen in die marode ESTM bringen.

Fortunat am 25.01.2020, 16:19

Das Engadin schafft sich ab. Seit 30 Jahren geht es nur noch bergab! Baut endlich einen Flughafen mit Linienfluege nach Zuerich, Milano, Paris, Frankfurt und London. Sonst kommt hier bald niemand mehr!

Sonja Cavegn am 26.01.2020, 10:19

scho trurig so öpis müessä zlesä, und das alls wegä intrigrä, Geld, Macht, Egoismus...... und und.... wänn werdä miär lernä dankbar si für das wo miär händ, Sorg gä dezuä und nöd immer meh wellä.... Jahrhunderti langi Vorarbet vo oisnä Ahnä. St.Moritz en Begriff für jedä id Wält. Jo d Schwiiz bröklet und was blibt isch Liebä aber diä muessmä zerscht ganz ganz tüüüf go usägrabe.

Heinz am 26.01.2020, 13:50

Wird hier ein kleiner Filz transparent ? "Fast nicht zu glauben." Naja wenns nicht mehr wird.

Adler am 29.01.2020, 18:34

Das Problem ist der Filz, der dort herrscht und der war von vornherein schon angelegt. Postenüberlagerungen,( z. B, im Finanzbereich) und Cliquenwirtschaft machen es zudem noch schwieriger Vertrauen zu schaffen. Da ist dann der Verdacht noch schneller als der Tatbestand. Gschwend macht aber auch eine mehr als unglückliche Figur. Jetzt öffentlich schmutzige Wäsche aller anderen zu waschen, zeigt die Nicht-Souveränität und Unprofessionalität. Da hat das Problem wohl seine Wurzel.