Innerhalb einer Woche müssen in Südbünden Turnhallen, Schulhäuser und Mehrzweckhallen zu Corona-Testzentren umgebaut werden. Ab Freitag können sich Einheimische, Gäste und Grenzgänger freiwillig und kostenlos testen lassen. Am vergangenen Freitag hat die Bündner Regierung entschieden, dass Südbünden als schweizweites Pilotprojekt Corona-Flächentests durchführt. Was auf dem Papier einfach tönt, ist für den Kanton, die Regionen und die Gemeinden eine grosse logistische Herausforderung. Infrastrukturell, aber noch viel mehr personell. Gemäss Kantonsärztin Dr. med. Marina Jamnicki rechnet der Kanton mit rund 1000 Personenarbeitstagen über das ganze Wochenende. Gut 400 davon müssen durch medizinisches Personal geleistet werden. Im Oberengadin ist es beispielsweise die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin, die für die Rekrutierung des Personals zuständig ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass heute kaum abzuschätzen ist, wie viele Personen sich tatsächlich testen lassen. Theoretisch könnten das bis zu 35 000 Leute sein. In der Praxis dürfte die Zahl aber deutlich tiefer liegen. Das zeigen Erfahrungen aus Nachbarländern. Im österreichischen Voralberg beispielsweise hat sich nur ein knappes Drittel der Bevölkerung testen lassen. Marina Jamnicki will sich im Interview mit der EP/PL nicht darauf festlegen, wie viele Personen sie bei den Tests erwartet. «Je mehr mitmachen, desto besser der Effekt», sagt sie und fügt an: «Jeder Test zählt.» Der Kanton rechnet mit Kosten von drei bis fünf Millionen Franken für die Testaktion. Viel Geld. Allerdings kostet eine Woche Lockdown gemäss Schätzungen des Kantons rund 75 Millionen Franken.

Neben dem Interview mit der Kantonsärztin hat die EP/PL bei den Gemeinden und dem Kanton nachgefragt, wie sie die Mammutaufgabe bewältigen wollen. Dabei zeigt sich, dass es im Moment vor allem noch an Hilfspersonal fehlt. Mehr dazu in der Ausgabe von morgen.

Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg