Nachdem im letzten Jahr das zehnjährige Jubiläum gefeiert wurde, wird 
es dieses Jahr nichts mit dem Essen an den langen Tischen in der Fussgängerzone von St. Moritz. Nach intensiven Gesprächen innerhalb des Organisationskomitees anlässlich einer ausserordent­lichen Sitzung war bald klar: Der Anlass wird abgesagt. «Es war keine leichte Entscheidung», sagt OK-Präsi­dent Thomas Kriemler. Leider sei die personelle Situation bei vielen Partnern derzeit sehr angespannt. Es könne nicht auf die nötigen Ressourcen, die ein solcher Anlass brauche, zurückgegriffen werden. «Diese Umstände zwangen uns zu diesem Schritt», sagt Kriemler. Eine weitere Herausforderung sei auch das Rekrutieren von über 60 freiwilligen Helferinnen und Helfern. «Ohne Voluntari und die Unterstützung lokaler Unternehmen in allen Bereichen ist ein solches Fest unmöglich durchführbar», heisst es in der Medienmitteilung des OK. Was vor zehn Jahren klein angefangen hatte, ist im Laufe der Jahre zu einem grossen Anlass geworden. Vielleicht zu einem zu grossen? «Das gilt es jetzt zu analysieren. Wir nutzen auf alle Fälle die Auszeit als Kreativpause», so Kriemeler. Auf die Frage, ob er nicht Angst habe, dass die Absage der Durchführung das Ende der Tavolata St. Moritz bedeuten könne, hat Kriemler eine klare Meinung. «Wie bereits gesagt, wir nutzen die Zeit und stecken die Köpfe zusammen. Möglich, dass der Anlass in Zukunft kleiner werden muss.» Es werde auch über eine neue Finanzierung nachgedacht, bei der die Helfer entschädigt würden.
Ob die Tavolata mit ihrem Austra­gungsdatum Ende Juli kurz vor dem nationalen Feiertag der falsche Termin ist, glaubt Kriemler nicht. Aber es sei klar, dass auf 1800 Metern über Meer nur ein kleines Zeitfenster bleibe, um Anlässe im Freien zu organisieren. Die Frage, ob mit der Ansage, in diesem Jahr eine Kreativpause einzulegen, ein falsches Zeichen nach aussen gesetzt worden sei, verneint der OK-Präsident. «Aber wir nehmen alle Gründe auf, und lassen sie in die Planung 2024 einfliessen.»
«Die Absage der ‹Tavolata› schmerzt mich als Gemeindepräsident mit grossem Herz für Events sehr. Diese war stets ein hochkarätiger, hybrider Anlass für Einheimische und Gäste. Hier kamen sich Gäste und Dorfbewohner bei Speis und Trank an langen Holztischen näher», bedauert Christian Jott Jenny. Zudem sei es ein unprätentiöser Anlass, einer mit Bodenhaftung, der St. Moritz von einer anderen Seite zeige. Man habe den Veranstaltern sofort finanzielle Hilfe angeboten. «Aber offenbar liegt es ausnahmsweise mal nicht an den finanziellen Mitteln, sondern an den personellen Ressourcen. Das ist extrem schade und tut weh», so Christian Jott Jenny.

Autor: Andrea Gutgsell

Foto: ESTM,Filip Zuan