Wie bist du zu Deiner Sportart gekommen?
Ich bin mit Skifahren aufgewachsen und mit sechs Jahren zum ersten Mal Freeski gefahren. Freeski hat mich sofort gepackt, ich bin schon immer gerne über die Schanzen am Pistenrand gesprungen. Und da ich in Flims aufgewachsen bin, hatte ich die Snowparks von Laax direkt vor der Haustüre. Das hat sicher viel dazu beigetragen, dass ich in diesem Sport schon früh grosse Fortschritte gemacht habe. 

Wie würdest Du einem Laien Deine Sportart erklären?
Wir sind die Rebellen im Schnee. Wir springen über Schanzen und machen Saltos mit Skis, die vorne und hinten nach oben gebogen sind, so dass wir auch rückwärts fahren können. Ausserdem sliden wir über Rails und Boxen in speziellen Snowparks, kombiniert mit Schanzen, wobei es nicht darauf ankommt, wer den schwierigsten Trick macht, sondern wer den besten Style hat. Es ist eine Kombination aus Akrobatik und Style. Alles soll so cool und mühelos wie möglich aussehen. 

Wie setzt sich das Training in Deiner Sportart zusammen?
Das Schöne an meinem Sport ist die Vielseitigkeit. So ist auch das Training aufgebaut. Das Krafttraining ist wichtig, damit mein Körper die grossen Kräfte, die ich auf mich nehme, abfangen kann. Das Gleichgewicht ist bei allen Tricks wichtig. Da helfen spezielle Übungen in der Turnhalle wie auch das Surfen oder das Balancieren auf der Slackline. Neue Tricks lerne ich meistens auf dem Trampolin oder bei der Landung im Airbag – da kann ich die Drehungen üben und den Trick automatisieren und verinnerlichen. Neben all diesen Übungen sind auch Ausdauer, Schnellkraft und natürlich das ganze mentale Training sehr wichtig. Gerade die mentalen Herausforderungen werden in unserem Sport unterschätzt. Ich investiere sehr viel Zeit, um mental stark zu sein: Bücher lesen, Podcasts hören, Selbstreflexion, Dinge verinnerlichen und die Tricks immer wieder im Kopf visualisieren. 

Was ist Deine Motivation, Deine Sportart auszuüben, was ist die Faszination?
Skifahren liegt mir als Flimser wohl in den Genen, aber Freeski bietet mir zusätzlich Kreativität und Freiheit. Alles ist möglich. Mir sind keine Grenzen gesetzt. Das macht es wohl aus.

Was würdest Du jemandem raten, der neu in Deine Disziplin einsteigen möchte?
Ich finde es wichtig, dass es spielerisch anfängt. Der Spass am Sport ist das Wichtigste und steht bei mir immer im Mittelpunkt. Dann würde ich empfehlen, polisportiv zu sein. Und natürlich immer mit kleinen Sprüngen anfangen und sich immer wieder neue Ziele für grössere Tricks setzen. Ich persönlich habe meinen Weg auch dank der Sportmittelschule Engelberg gefunden. Ich würde den jungen Freeskierinnen und Free­skiern auch empfehlen, diesen Weg zu gehen, auch wenn es verdammt hart war. Abschliessend kann ich sagen: Freeski-Profi zu werden, ist hart, man muss viel dafür arbeiten und auf vieles verzichten. Dessen muss man sich von Anfang an bewusst sein. (ep)

Dies war die erste Disziplin, die wir im Vorfeld der Freestyle WM vorgestellt haben. In einer der nächsten Ausgaben widmen wir uns dem Skicross mit der Athletin Talina Gantenbein aus Scuol.