Die Vorfreude auf die Premiere der Schellen-Ursli-Oper in Zuoz war riesig. Am Freitagabend war auf dem Schulhausplatz alles perfekt vorbereitet: Die Scheinwerfer strahlten, die Bestuhlung war bereitgestellt, das Orchester hatte sich eingespielt, und hinter der Bühne herrschte geschäftiges Treiben. Die Sängerinnen und Sänger sowie die jungen Darstellerinnen und Darsteller fieberten dem grossen Moment entgegen.

Doch etwa 30 Minuten vor Beginn zogen dunkle Gewitterwolken auf und wenig später setzte heftiger Regen ein. Für das Publikum kein Drama. Regenschirme wurden aufgespannt, man harrte geduldig aus. Die Akteure warteten im Trockenen, das Orchester schützte seine Instrumente. Doch fünf Minuten vor Aufführungsbeginn musste eine Entscheidung getroffen werden. WetterApps wurden eifrig konsultiert, der Himmel kritisch beobachtet. Schliesslich blieb nur noch Plan B: der Umzug in die Turnhalle. Zwar bedeutete dies den Verzicht auf die stimmungsvolle Kulisse von Zuoz und etwas weniger Platz, doch die Aufführung konnte gerettet werden. Kurz entschlossen trugen viele Gäste ihre Stühle selbst nach drinnen, die Technik wurde improvisiert verlegt, und dann begann das Spektakel. Trotz aller Umstände übertrafen die Kinder, die Jugendlichen und die Sängerinnen alle Erwartungen. Der Funke sprang sofort über. Der Applaus der 222 Zuschauerinnen und Zuschauer war mehr als verdient.
Autor: Mayk Wendt