Sonntagabend, kurz vor 19 Uhr am Lej da Staz. Die Abendsonne taucht die Moorlandschaft in ein goldenes Licht. Von überall her strömen die Menschen zum Konzertareal, auf Velos, mit Kindern oder Hunden. Sie suchen sich ein Plätzchen zwischen dem Gebüsch, am Hang oder direkt vor der Bühne. Sie breiten auf Picknickdecken Essen und Getränke aus, schwatzen und lachen. Alte Bekannte begrüssen sich freudig, immer wieder winkt jemand jemandem aus der Ferne. Am Steg beim See geniessen einige die letzten Sonnenstrahlen, während andere schwimmen. Es riecht nach Pommes Frittes und Bratwurst, irgendwo lässt jemand den Korken einer Prosecco-Flasche knallen. Open-Air-Atmosphäre.
Eine spektakuläre Kulisse
Diese unvergleichliche Stimmung ist für viele der Hauptgrund, dass sie Jahr für Jahr zu den Gratis-Konzerten des Festival da Jazz an den Lej da Staz pilgern. Ob am frühen Morgen zu gregorianischem Gesang, zum Frühstück bei Harfenklängen von Andreas Vollenweider oder bei Sonnenuntergang mit französischem Nouvelle Chanson - die Kulisse ist immer wieder einfach spektakulär.
Schon früh konnten die Organisatoren dieses Mal mitteilen: Die Freiluftkonzerte finden statt. Obwohl es tagsüber zeitweise nicht danach aussah, hielt das Wetter dann auch. Und somit stand einem gelungenen Konzerterlebnis nichts im Wege.
Eine unvergleichliche Stimme
Die französische Singer-Songwriterin Zaz hat das Publikum von den ersten Klängen an für sich gewinnen können. Auf Puter begrüsste sie die Zuhörerinnen und Zuhörer. « Mia resposta sün tuot que chi capita sün nos muond es dad adüna avair plaschair e da lavurer mincha di landervi». Und für die deutschsprachigen Gäste wiederholte sie nochmals auf Schweizerdeutsch, dass ihre Antwort auf die aktuellen Schrecken der Welt sei, stets Freude zu haben und jeden Tag daran zu arbeiten.
Mit ihrer unvergleichlichen, rauen Stimme, mit eingängigen Songs, viel Energie und einer sicht- und spürbaren Lebensfreude hat Zaz während eineinhalb Stunden die Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrer Positivität regelrecht angesteckt, sodass am Ende die wenigsten noch auf den Picknickdecken sassen.
Einfach mit La-la-la mitsingen
Fünf erfolgreiche Alben hat Zaz bereits veröffentlicht. Ihr Stil vereint Pop, Chanson, Jazz und Gipsy-Swing. Lieder wie «Je veux», «On ira» «Si jamais j’oublie» oder «Qué vendrá» sind längst internationale Hits, die zum Mitsingen und Mittanzen einladen. Ganz so textsicher war das Publikum am Lej da Staz zwar nicht, aber die unkomplizierte und sehr nahbar wirkende Zaz animierte die Menge, einfach mit «La-la-la» mitzusingen, was bei den Refrains tatsächlich funktionierte.
Die grosse Fangemeinde erreicht Zaz nicht nur mit ihrer fröhlichen Art und der mitreissenden Musik, sondern auch durch die Botschaften, die sie vermittelt. «Es geht darum, den Frieden in uns zu finden», sagte sie beispielsweise. Und sie ermutigte die Festivalbesuchenden das Leben in vollen Zügen zu leben, «pleinement».
Dass solche Sätze mehr als nur Floskeln sind, hat die Powerfrau am Sonntagabend definitiv bewiesen. Sie wollte die Bühne fast nicht mehr verlassen, so sehr schien sie die besondere Atmosphäre am Lej da Staz zu geniessen.
Diskutieren Sie mit
Login, um Kommentar zu schreiben