In einem peripheren Kanton wie Graubünden begegnen sich auch Trachtenliebhaber nicht alle Tage. Deshalb versprach die diesjährige Jahresversammlung der rund 25 Bündner Trachtengruppen schon zum Voraus eine interessante Tagung zu werden. Der Tagungsort im Hotel Laudinella in St. Moritz-Bad trug das Seine dazu bei.
Ganz bodenständig und traditionell war denn auch das Alphornständchen des «Alphorn Ensemble Engiadina St. Moritz» zum Auftakt der Versammlung. Mit dabei Alt-Kurdirektor Hans-Peter Danuser. Dass auch beim Alphorn mit seinen zum Teil etwas eintönigen Klängen die Zeit nicht stehen geblieben ist, bewies die vorgetragene melodiöse «Allgäuer Alphornpolka» von Berthold Schick.
Bei den obligaten Grussworten der Behörden gefiel vor allem die Rede des Gemeindevertreters. Er zitierte die Worte seines Chefs, als er sagte, dass St. Moritz die höchstgelegene Kulturmetropole der Welt sei. Und er alsdann noch von seinen privaten «Tanzbemühungen» erzählte, sprach er wahrscheinlich vielen Trachtendamen aus dem Herzen. Die Lacher waren ihm jedenfalls gewiss.
Tracht, schönstes Kleid der Heimat
Die Präsidentin des Kantonalverbands, Marlies Stucki, führte zügig durch den statutarischen Teil der Jahresversammlung, obschon es viel zu berichten gab. Anstelle einer Präsidentenkonferenz wurden die Vertreterinnen und Vertreter der Bündner Mitglieder-Vereine zu einem «Meeting Zukunft Bündner Trachtenvereinigung» eingeladen. Unter der kundigen Leitung eines Mediators wurde im Plenum eine Bestandsaufnahme der schwierigen Punkte erstellt und entsprechende Lösungsansätze skizziert. Dabei haben einige Personen ihre Bereitschaft gezeigt, Aufgaben zu übernehmen. Die Trachtenkommission unter der Leitung von Vorstandsmitglied Maria Brosi befasst sich mit den Vorschriften der Handarbeiten für das Nähen, Weben und Sticken von Trachten – des schönsten Kleides der Heimat, wie sie es nennt.
Neu wurde die alle zwei Jahre stattfindende Trachtenbörse in Chur in die Bündner Trachtenvereinigung integriert. Glücklicherweise gibt es noch junge Trachtenschneiderinnen. In der Person von Nadine Farrèr bekommt Maria Brosi eine willkommene und kompetente Unterstützung.
Auch in der Tanzkommission, welche die Präsidentin selbst leitete, gab es in der Berichtszeitspanne erfolgreiche und interessante Veranstaltungen.
Speziell erwähnt wurde von der Kommissionsverantwortlichen «Kinder und Jugend», Marianne Wieland, der Trachtentourball, welcher am 10. Mai in der Markthalle Sargans stattfand. Verschiedene bekannte Musikformationen luden zum Tanzen ein. Zahlreiche Jugendliche, aber auch Junggebliebene mit und ohne Trachten nahmen dabei mit viel Begeisterung teil. Zuvor fanden in Küblis und in Rheinwald entsprechende Kurse statt, in denen die Tänzerinnen und Tänzer von langjährigen Tanzleiterinnen instruiert wurden. Der Erfolg liess sich sehen. Von regionalem Interesse, aber nicht minder wertvoll, war der Auftritt und die Vorstellung der drei Trachtengruppen Schiers, Küblis und Pany an der Prättigauer Industrie-, Gewerbe-Ausstellung (PrättIGA) in Grüsch. Neben dem Tanzen unter den Klängen der Panyer «Hengertmusig» hatte Maria Brosi die von der jeweiligen Person getragene Tracht vorgestellt. Zudem waren in der entsprechenden «Vereinsecke» alle Bündner Trachten auch noch fotografisch festgehalten. An die Werbung von Neumitgliedern wurde ebenfalls gedacht. So gab ein Flyer Auskunft über die wöchentlichen Tanzproben in Schiers und Küblis.
Edwin Federspiel wiedergewählt
Die langjährige Kassierin Angelika Kunz übergab ihr Amt an Heike Levy, bleibt aber weiterhin im Vorstand. Beim Traktandum Wahlen hat sich der Webmaster Edwin Federspiel für eine weitere Amtszeit zur Verfügung gestellt. Die nächste Jahresversammlung findet im Jahr 2026 in Splügen statt.
Das Mittags- und Dessertbuffet à discrétion liess keine Wünsche offen. Von Fleisch, Fisch über Vegetarisches gab es alles, was das Herz begehrt. Und für das Kuchenbuffet haben die Trachtendamen selber kräftig gebacken. Kaffee und Kuchen zum Zvieri gehören bei den Jahresversammlungen zur langjährigen Tradition.
Streetdance-Überraschung
Die Überraschung, von der OK-Präsident Marco Murbach erzählte, war sehr gut gelungen. Es handelte sich dabei um die Gruppe «Roundabout Bever», für welche Gioia und Naari die Tanzleitung innehatten. Die Mädels tanzten auf der Bühne «Streetdance». Eines ihrer Musikstücke hiess wohl «Dance Pop». Und bei einem Country-mässigen Stück füllte sich die ganze Tanzfläche mit Trachtenleuten.
Ein wunderbarer Übergang zum traditionellen Tanznachmittag dessen Tanzprogramm im Voraus von den Tanzkommissionsmitgliedern Hanni Brand und Marco Murbach zusammengestellt wurde. Die Musikformation «Bündner Ländlermix» unter der Leitung von Karl Brodt spielte zum Tanz auf. Das Engadin hat nicht nur schmucke Trachten, sondern auch eine wohlklingende und manchmal etwas sentimentale oder nostalgische Tanzmusik. Mit den Volkstänzen «Polca da Barba Giovanin», «Mia bella Firenza» und zum Schluss, sozusagen als Zugabe, mit der Polka «Talianina» wurde die Region gewürdigt. Als Alternativprogramm fand auch eine sehr interessante Dorfführung unter der kundigen Leitung von Gian Clalüna statt.
Autor: Alex Brembilla
Autor: Alex Brembilla




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