Acht Monate lang blieben die Türen des Suvretta House für Gäste geschlossen. Vor zwei Wochen wurde die Wintersaison eröffnet, ein Moment, auf den sich Mitarbeitende und Gäste gleichermassen gefreut haben. «Das Suvretta House befand sich vergangenen Sommer in einer Ausnahmesituation. Es war erst das zweite Mal in der Geschichte, dass wir für den Sommer geschlossen blieben», berichtet Florian Thöni, Marketing Direktor. Er lacht: «Die grösste Herausforderung vor der Saisoneröffnung war auch in diesem Jahr – trotz Umbau – das Polieren all des Silbers.»

Aussicht ist Erholung 
Wer an einem Adventsnachmittag die Schwelle in die Welt des Fünfsternehotels überschreitet, dem steigt ein süsser, warmer Duft in die Nase. In der Lobby werden Crêpes gebacken. Am Flügel sitzt ein Pianist, dessen Musik der Hotelhalle im Art-Déco-Stil eine entspannte Atmosphäre verleiht. Mit unverbauter Sicht auf die Engadiner Seenlandschaft geniessen die Gäste nach einem Nachmittag im Schnee den Imbiss. Ein 90-jähriger Stammgast erzählt, für ihn sei die wahre Erholung die Aussicht: die Berge, diese Kulisse – sie beruhige Seele und Geist.

Das historische Erbe des 1912 von Anton Bon gegründeten Hotels, das bis heute im Besitz seiner Nachfahren Familie Candrian-Bon ist, ist mit jedem Atemzug spürbar und wird vom Direktions-Ehepaar Esther und Peter Egli behutsam in die Moderne geführt. Der Balanceakt zwischen Tradition und zeitgemässer Luxushotellerie gelingt dem Suvretta House eindrucksvoll. «Der heutige Trend in der Hotellerie rückt den ursprünglichen Gedanken von St. Moritz als Luftkurort wieder in den Fokus. Die Gäste kommen in die Berge, um wirklich abzuschalten, zu regenerieren und zur Ruhe zu kommen. Sie bleiben.», schildert Hoteldirektor Peter Egli. Über die Festtage sind 96 Prozent der Gäste Stammgäste. Viele verweilen mindestens zwei Wochen im Suvretta House.

Top-Trend Longevity
Ein zentraler Trend in der Fünfsternhotellerie ist die sogenannte Longevity Hospitality. Sie geht über klassische Spa-Anwendungen oder Yoga hinaus: Ziel ist es, Gesundheit, Vitalität und Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. «Der Umbau des Spa-Bereichs möchte diesen Ansprüchen nachkommen», erklärt Hoteldirektorin Esther Egli. Der Ausbau war ursprünglich für den Coronasommer geplant. Während der Pandemie wurde jedoch erkannt, dass ein neues Konzept notwendig ist. Der Gast wünsche sich heute Grosszügigkeit und mehr Raum. 

Für rund 35 Millionen Franken entstand auf einer Fläche von 4670 Quadratmetern eine neue Wellnesswelt. Auf drei Etagen sind Swimmingpool, der Fitness- und Massageräume, Dampfbäder und Saunen angelegt. Der architektonische Leitgedanke des Büros Ritter Schumacher war, Natur und Umgebung in den Spa-Bereich einzubinden. Für Möbel, Türen und Parkett wurde Lärchenholz verwendet. Grün schimmernde Steinplatten erinnern an einen Bergsee und prägen den Poolbereich. Schmetterlinge als Kleiderhaken lassen an die tanzenden Sommerfalter der Engadiner Blumenwiesen denken.

Arbeiten im Suvretta House
Arbeiteten im vergangenen Winter rund 270 Personen im Suvretta House, sind es heute knapp über 300. Von Fachangestellten Gesundheit über Informatikberufe zum Gartenbau, im Suvretta House finden viele Berufsgruppen zusammen. 

«Die Mitarbeitenden, die seit vielen Jahren bei uns tätig sind, sind fast alle zurückgekehrt. Einerseits boten wir ihnen im Sommer Einsatzmöglichkeiten in anderen Betrieben der Candrian AG und Swiss Deluxe Hotels. Andererseits erhalten jene, die zurückgekehrt sind und die Winter- wie auch die Sommersaison bei uns arbeiten, einen Loyalitätsbonus», erklärt Peter Egli. Die kommende Saison wird die längste in der Geschichte des Suvretta House: Erstmals bleibt das Hotel bis 18. Oktober geöffnet.

Ein Christbaum mit Geschichte
Der 18. Dezember ist für die Suvretta-Familie jeweils ein ganz besonderer Tag. Traditionsmässig wird der grosse Christbaum in der Lobby aufgestellt und vom Kader zusammen mit der Floristin und der Direktion bei nostalgischen Weihnachtsklängen wie Nat King Coles «Christmas Song» geschmückt und so Weihnachten eingeläutet. 

Autorin: Stefanie Wick Widmer
Fotos: Stefanie Wick Widmer / ©digitale Massarbeit