Laut Juryentscheid wurde die Tessanda wegen ihres Einsatzes für das Webhandwerk und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen, für ihre mutigen Zukunftspläne und das länder- und talübergreifende Generations- und Handwerksprojekt gewürdigt.
Die Handweberei Tessanda in Sta. Maria hatte ihre neue, hochwertig gefertigte Grillschürze «Maurus» ins Rennen um den europäi­schen Textilpreis geschickt. Die international zusammengesetzte Jury hat der Tessanda den Preis in Gold mit folgender Begründung verliehen: «Die Vielseitigkeit bei sehr gutem Design und einem sehr guten Gesamtkonzept ist beeindruckend. Sehr gute, vor allem zeitgemässe Produktideen bei denen das ‹Handgemachte› nicht Selbstzweck, sondern ein angenehmes ‹Ad on› ist.» 
Beim eingereichtem Produkt, einer Schürze mit abnehmbarem Ledergurt – hätten Entwurf, Design und handwerkliche Umsetzung auf hohem Niveau zusammengefunden, so die Jury. Zudem trage die Handweberei Tessanda in Sta. Maria mit alten Webstühlen, vergleichsweise grosser Produktion und hochgesteckten Zielen beispielhaft zur Aufwertung und Verbreitung des Webhandwerkes bei. 
In der ausgehändigten Trophäe des «European Textile & Craft Award» ist ein Stück Originalstoff der Arc-de-Triomphe-Verhüllung von 2021 der verstorbenen Verhüllungskünstler Christo und Jeanne-Claude verarbeitet. Für die komplette Verhüllung des Triumphbogens wurden insgesamt 25 000 Quadratmeter wiederverwertbares, blau-silbernes Polypropylen-Gewebe und 3000 Meter rotes Seil verwendet. Maya Repele, Geschäftsleiterin, und Lisa Frank, Chef-Näherin und Mitgestalterin der «Maurus»-Schürze, zeigten sich zusammen mit dem ganzen Tessanda-Team sehr glücklich über diesen Preis: «Nur schon die Nomination für diesen Award war eine Überraschung und eine grosse Freude. Dass wir nun den ersten Preis in diesem internationalen Wettbewerb gewonnen haben, ist einfach nur grossartig. Wir sind stolz und dankbar für diese grosse Wertschätzung unserer Arbeit.» 
Die Tessanda wurde 1928 gegründet, bietet Lehrstellen im Bereich Gewebegestalterin an und wurde in den letzten Jahren mit verschiedenen Preisen bedacht, beispielsweise 2020 mit dem Publikumspreis von «Prix Montagne». Zudem setzt sich die Tessanda für den Wiederanbau von Flachs in der Val Müstair ein und plant zum 100-Jahr-Jubiläum zusammen mit dem Bündner Architekten Peter Zumthor einen Neubau in Valchava. 
Die Manufactura Tessanda Val Müstair ist seit 1955 eine Stiftung mit dem Zweck, das professionelle Handweben als eigenständigen Beruf zu erhalten und zu fördern, junge Menschen auszubilden und so die Möglichkeit zu schaffen, das Handweben von Grund auf und in Übereinstimmung mit dem Berufsreglement von Bund und Kanton zu erlernen. 
Die Europäische Akademie ist der Zusammenschluss verschiedener Körperschaften zur Förderung des Mode- und Textilhandwerks, des produzierenden Gewerbes sowie der kulturhistorisch und wissenschaftlich Schaffenden. Die Europäische Textilakademie hat den Textil-Award ins Leben gerufen, um besondere Leistungen aus zeitgenössischem und traditionellem Handwerk sowie Kunstberufen und deren Verbindung zur Welt des Designs zu würdigen.

Autor: Jon Duschletta


Grillschürze Maurus, hergestellt in der Tessanda in Sta. Maria. Foto: z.Vfg