Freitagmorgen bei strahlendem Sonnenschein vor einem Café am Stradun in Scuol. Claudia Hellmig und Tom Tobler sind startklar, ihre Rucksäcke liegen bereit, die Route ist mehr oder weniger gesetzt. Ihre erste Wanderetappe geht von Scuol nach Lavin, die Königsetappe führt am Tag danach über den Vereinapass nach Klosters. Etappe 3 geht durch das Prättigau nach Grüsch und danach läuft das Paar nach Mels und von dort entlang des Walensees bis Murg oder Mühlehorn, je nachdem wie gut sie voran kommen. Weiter geht‘s nach Schmerikon und von dort wieder nach Hause, nach Pfäffikon. 

«Wir wandern viel und irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich das Wandern auch mit einem guten Zweck verbinden könnte», erzählt Claudia Hellmig. Sie ist Tierbetreuerin und arbeitet zudem in einem Hundesalon. Sie ist auch Helferin in der Tiermeldezentrale und hat zudem bereits einige ausgesetzte Katzen gesichert. Ausserdem unterstützt sie verschiedene Tierheime, unter anderem Network for Animal Protection (NetAP).

Elend lindern oder verhindern
«NetAP setzt sich dafür ein, bestehendes Elend zu lindern und neues Elend zu verhindern», informiert sie. Ein Schwerpunkt sind Kastrations- und Präventionsprogrammen bei Hunden und Katzen. NetAp klärt auf, kämpft für Verbesserungen in der Gesetzgebung und im Vollzug und rettet Tiere aus ausweglos erscheinenden Situationen. Bei NetAP sind Ehrenamtliche tätig. «Sie sind auf Spendengelder angewiesen, um ihre Arbeit machen zu können», so die Tierbetreuerin. 

Um die Organisation zu unterstützen wandern Claudia Hellmig und Tom Tobler vom Unterengadin ins Zürcher Oberland, unterwegs wollen sie die Menschen für die Organisation und ihre Arbeit sensibilisieren, «vielleicht das eine oder andere Herz zu öffnen» und Spenden zu sammeln. Jeder gespendete Rappen komme der Organisation zugute. 

Vielleicht wandert jemand mit?
«Ich bin überwältigt über die grosse Resonanz, die wir bereits vor dem Start der Wanderung erhalten haben», sagt Claudia Hellmig. So viele Leute hätten wohlwollende Nachrichten geschrieben. Sie habe auch bereits zahlreiche Spenden erhalten. Unterwegs hofft das Paar, auch andere Menschen und Tiere zu treffen, vielleicht wandere jemand sogar ein Stück mit. Mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, das sei ein Hauptziel der Spenden-Wanderung. Auf Facebook werden die Follower der Tierfreunde über die Wanderung und ihre Begegnungen auf dem Laufenden gehalten. 

Es ist die erste Spenden-Wanderung, die das Zürcher Paar durchführt, weitere Wanderungen sind nicht ausgeschlossen. «Wir können im Kleinen etwas bezwecken, vielleicht erreichen wir sogar Politiker», so Claudia Hellmig.

«Unsere zweite Heimat»
Im Durchschnitt 25 Kilometer pro Tag möchten die Wanderer zurücklegen. Während Claudia Hellmig als Tierbetreuerin viel mit Hunden unterwegs ist, hat Tom Tobler als Informatiker einen Bürojob. «Um fit für diese Wanderung zu sein, haben wir unter anderem eine Tageswanderung von Pfäffikon nach Winterthur gemacht», erzäht Tom Tobler.

Zum Ausgangspunkt in Scuol hat sie eine Bekannte mit dem Auto gebracht. Dass ausgerechnet Scuol der Start der Wanderung ist, kommt nicht von ungefähr- «Das ist unsere zweite Heimat», so das Paar. Seit über zwei Jahrzehnten verbringen Claudia Hellmig und Tom Tobler Ferien im Unterengadin. Und jetzt verbinden sie ihre Liebe zum Engadin mit der Liebe zu den Tieren.